Unsere Olympioniken: Moritz Karlitzek – in der Ruhe liegt die Kraft

Foto: volleyballworld Foto: volleyballworld Für die deutsche Männer-Nationalmannschaft steht das absolute Saisonhighlight an: Die Olympischen Spiele. 13 Spieler kämpfen in Paris um Edelmetall für Deutschland. Wir stellen jeden einzelnen in unserer Serie „Unsere Olympioniken“ vor, zeigen ihren Weg nach Paris und blicken hinter die Volleyballer-Fassade. Weiter geht’s mit Moritz Karlitzek.

Es ist ein lauwarmer Sommertag in Kienbaum. Die DVV-Männer bereiten sich hier auf das Saisonhighlight vor: Die Olympischen Spiele in Paris. Am Abend beantwortet Moritz Karlitzek in der Gartenlounge geduldig die Fragen bei einem Interview, als sein Teamkollege Johannes Tille vorbeikommt – in Shorts, Adiletten und einer Angel. „Ich komme gleich“, ruft ihm Karlitzek im Vorbeigehen zu. Es ist ihr abendliches Ritual: „Wir sitzen hier oft abends bis um halb zwölf“, sagt der 27-Jährige.

Der Kern der DVV-Angeltruppe: Karlitzek, Tille und Libero Julian Zenger. Manchmal gesellen sich auch noch andere an den See. Von den in Kienbaum bekannten, angriffslustigen Mücken lassen sie sich nicht abhalten: „Die gehören dazu, man muss sich auch mit der Natur verbinden“, sagt Kalitzek lachend. Was sie schon an der Angel hatten: Hecht, Zander, Barsch und Karpfen. Den Fang bereitet der Koch in Kienbaum dann frisch für die Jungs zu. Karlitzek liebt das Angeln: „Wenn ich draußen in der Natur bin, erdet es mich und gibt mir meinen inneren Frieden.“

Foto: volleyballworld
Foto: volleyballworld

Es passt sehr gut zu dem 1,91-Meter-Mann. Er strahlt eine innere Ruhe und Gelassenheit aus. Karlitzek ist eher zurückhaltend und stellt sich nicht gerne in den Mittelpunkt. Auf den Social-Media-Plattformen sucht man ihn vergeblich. Er legt viel Wert auf „enge Freundschaften“: „Ich ziehe da viel Energie und Lebenssinn draus.“ Auch zu seiner Familie hat er einen engen Draht. Vor und nach jedem Spiel wird mit dem Papa telefoniert.

Ein besonders enges Verhältnis hat Karlitzek zu seinem Bruder Lorenz – ebenfalls Volleyballprofi. „Ich verfolge seine Spiele so gut es geht und wir hören uns jeden Tag“, berichtet der Ältere, der sich sehr freut, dass sein kleiner Bruder auch den Sprung in die Nationalmannschaft geschafft hat. „Wir sehen uns nie, weil er in Deutschland spielt und ich im Ausland, daher ist es perfekt, wenn wir beide im Sommer bei der Natio sind“, sagt Moritz Karlitzek.

Foto: volleyballworld
Foto: volleyballworld

Auf dem Feld gehört er eher zu den ruhigeren Spielern, „aber ich arbeite daran, immer mehr Emotionen zu geben“. Der Außenangreifer ist einer der zuverlässigsten Punktesammler im deutschen Team – und bewies dabei zuletzt große Flexibilität. Denn statt auf seiner angestammten Position Außen, spielte er in der VNL und der Vorbereitung oft auf der Diagonalposition. „Ich bin froh, dass ich der Mannschaft helfen kann und auch von einer anderen Position die Angriffslast übernehmen kann“, sagt der gebürtige Hammelburger, denn er weiß: „Ich kann sowohl auf Außen als auch auf Diagonal spielen, ich mache das, was die Mannschaft von mir braucht.“

Unterscheiden würden sich die beiden Position vor allem durch den Rhythmus. Über Außen seinen alle Abläufe automatisiert und er hat mehr Optionen im Angirff. Der größte Unterschied ist die Annahme. Als Diagonalangreifer, der nicht annimmt, ist er „manchmal nicht so sehr involviert ins Spiel, weil es Ballwechsel gibt, wo du keinen Ball berührst“. Als Außenangreifer sei man viel mehr eingebunden. Zudem sind die Abläufe über die Position vier automatisierter und sicherer, mit mehr Optionen im Angriff.

Foto: volleyballworld
Foto: volleyballworld

Seine ersten Schritte im Volleyball machte er als kleines Kind im Urlaub in Frankreich mit seinen Eltern am Strand, als er gerade so laufen konnten. Beim heimischen TV/DJK Hammelburg begann dann seine Karriere. Allerdings hatte der kleine Moritz Karlitzek erstmal noch ganz andere Träume: „Ich wollte immer Torwart beim FC Bayern werden, weil ich Olli Kahn to geil fand.“ Erst als er ein Erstligaspiel in Eltmann sah, packte ihn das Volleyball-Fieber. „Ich fand es so krass, wie sie gespielt haben, das hat mich sehr fasziniert“, erinnert sich Karlitzek.

Mit 23-Jahren wagte er dann das Abenteuer Ausland – und zwar direkt in einer der stärksten Ligen der Welt in Italien. „Das war ein großer Schritt aus der Bundesliga in die A Uno zu gehen, weil der Niveauunterschied riesig ist“, sagt der Außenangreifer. Die Zeit sei für ihn sehr lehrreich gewesen: „Es hat mich auf ein anderes Niveau gehoben und zu einem besseren Spieler gemacht.“ Anschließend zog er weiter nach Frankreich, wo es zwar persönlich für ihn sehr gut lief, allerdings mit der Mannschaft nicht so richtig klappte.

Foto: volleyballworld
Foto: volleyballworld

Direkt am Meer in einem familiären Verein war „es das schönste Jahr“. Doch sportlich brauchte er eine neue Herausforderung. „Ich habe gemerkt, dass ich eigentlich zu gut für die Liga bin und habe mich daher entschieden, wieder in eine sehr starke Liga wie die in Polen zu gehen – ich gehöre in solch eine Liga“, sagt er selbstbewusst. Er wollte sich selbst beweisen, dass er auch auf dem Weltklasseniveau ein gestandener Spieler sein kann, was ihm gelang. „Wenn ich zurück blicke, ist es bisher super gelaufen“, sagt Karlitzek.

Das Jahr 2024 ist für den 27-Jährigen gespickt mit Highlights. Erst heiratete er seine langjährige Freundin, nun die Olympischen Spiele in Paris und im September erwartet das frisch vermählte Paar dann Nachwuchs. „Es ist ein interessantes Jahr“, sagt Karlitzek, der seinen vollen Fokus aber aktuell auf Olympia richtet: „Ich habe gar keinen großen Erwartungen, ich hoffe einfach, dass es sich nach etwas ganz Besonderem anfühlt.“

  • Kempa-Sports
  • Mikasa