Unsere Olympioniken: Christian Fromm– das i-Tüpfelchen seiner Karriere

Foto: Justus Stegemann Foto: Justus Stegemann Für die deutsche Männer-Nationalmannschaft steht das absolute Saisonhighlight an: Die Olympischen Spiele. 13 Spieler kämpfen in Paris um Edelmetall für Deutschland. Wir stellen jeden einzelnen in unserer Serie „Unsere Olympioniken“ vor, zeigen ihren Weg nach Paris und blicken hinter die Volleyballer-Fassade. Weiter geht es mit Christian Fromm.

Christian Fromm ist „sehr froh, Volleyballer zu sein“. Er liebt und lebt seine Sportart und will mit 33 Jahren auch noch nicht ans Karriereende denken: „Wenn es nach meinem inneren Ich geht, würde ich niemals aufhören wollen.“ Vor allem die Zeit mit der Nationalmannschaft, wo alle für ein gemeinsames Ziel kämpfen, mache ihm sehr viel Spaß. „Ich möchte keinen Sommer mit den Jungs missen, ich habe alles richtig gemacht“, sagt „Frommi“.

Auf der anderen Seite verpasst er viel Zeit mit der Familie. „Es wird jedes Jahr schwieriger, weg zu sein, wenn man sieht, wie viel man verpasst.“ Seine Frau Maren würde sich vermutlich wünschen, dass er die Sommer zukünftig im neuen Eigenheim in Wilhelmshaven, der Heimat der ehemaligen Nationalspielerin, verbringt. Doch so weit will Christian Fromm noch gar nicht blicken: „Ich genieße erstmal jetzt diesen Sommer und dann schauen wir weiter.“

Foto: volleyballworld
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Und dieser Sommer hat es in sich, schließlich geht es für den Berliner und die DVV-Männer nach Paris zu den Olympischen Spielen. „Ich kann es immer noch nicht glauben, dass dieser Traum tatsächlich wahr wird, das macht mich sehr stolz“, sagt Fromm. Ganze vier Anläufe hat es gebraucht. 2012, als Deutschland zuletzt bei den Spielen dabei war und Fünfter wurde, schaffte er es nicht in den Olympia-Kader. „In dem Moment war es ein herber Dämpfer, aber ich konnte es relativ schnell einordnen, dass es noch nicht mein Moment war und nicht verdient gewesen wäre“, erinnert sich Fromm. Für ihn war es Ansporn, noch mehr zu investieren und „die anderen zu verdrängen“.

2016 und 2020 verpassten das deutsche Team jedoch knapp die Olympia-Qualifikation. Doch Christian Fromm gab nicht auf, und belohnt sich nun für die vielen Jahre harter Arbeit, das Durchhaltevermögen und die Entbehrungen. „Für mich ist es das i-Tüpfelchen all der Jahre, die Olympischen Spiele sind wirklich Top of the Tops für mich“, sagt der Außenangreifer, der aber auch ohne dieses Highlight stolz auf seine bisherige Karriere wäre.

Foto: volleyballworld
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Angefangen hat alles in der Grundschule, als ein Jugendtrainer auf den bereits damals großen Fromm aufmerksam wurde und ihn zum Volleyball lotste. „Das war zwar eher nur Ball über die Schnur, aber hat so viel Spaß gemacht, dass ich dabeigeblieben bin“, erinnert sich der 33-Jährige. Von der Schul-AG ging es über den Berliner TSC und VCO Berlin, nach Friedrichshafen und Düren, ehe es ihn ins Ausland zog.

Seit zwölf Jahren tingelt er durch Italien, die Türkei, Polen, Griechenland, Frankreich, Katar und Rumänien. Wo es am schönsten war? „In Italien, das war eine meiner ersten Stationen, wo Volleyball einen unfassbar großen Stellenwert hat und auch das Leben drumherum schön war, auch wenn ich nicht immer so die italienische Mentalität teile“, sagt Fromm, der sich selbst als ehrgeizig, geduldig und ruhig beschreibt. Nur beim Sport könne es auch mal ausbrechen. Und er sei ein guter Zuhörer. „Außer wenn ich mit meiner Frau zusammen bin, die als Norddeutsche auch eher ruhig ist, da ist es dann besser, wenn ich das Reden übernehme“, sagt Fromm lachend.

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Der Profisportler ist seiner Frau „sehr dankbar, dass sie das schon immer alles so mitgemacht hat und mir das ermöglicht“. Sie hätte auf einiges verzichten müssen und sei auch viel mit Tochter Leonie alleine. Die Fünfjährige kommt – wie sollte es im Volleyballhaus Fromm anders sein - ganz nach ihren Eltern. „Letztens waren Handwerker da, die wohl Fußballfans waren, da hat sie gesagt ‚ich jubel für Volleyball‘ – das war schon süß“, berichtet der stolze Vater. Wenn Fromm nicht auf dem Feld steht oder Zeit mit der Familie verbringt, spielt er gerne Tennis, liest oder brütet über Rätselheften. In Rumänien hat er zudem das Spazierengehen für sich entdeckt.

Doch nun liegt der volle Fokus auf Paris. Die Qualifikation sei schon etwas Besonderes, weil Deutschland kein Dauerteilnehmer sei. „Es kostet sehr viel Kraft, Motivation und Zeit, um es überhaupt zu Olympia zu schaffen – auch das richtige Timing und Glück braucht man“, sagt „Frommi“. Schon als Kind habe er sich die Olympischen Spiele gerne im Fernsehen angeschaut und war fasziniert von der Vielfalt und Größe des wichtigsten sportlichen Events. So ist er nun „sehr stolz, Volleyball auf so einer Bühne vertreten zu können“.

Foto: volleyballworld
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Mit Lukas Kampa und Georg Grozer hat er zwei Weggefährten an seiner Seite, die mit ihm diesen langen Weg gegangen sind. „Die Professionalität, die beide an den Tag legen, ist schön zu erleben und motiviert einen selbst so auch zu werden“, ist Fromm dankbar für die gemeinsame Zeit und bewundert die Väter: „Wie sie Familie und Sport vereint haben und immer extrem gute Leistungen aufs Feld gebracht haben und fürs Team da waren – das war eine große Motivation.“ Beide kennt er auch gut als Zimmergenossen – erst teilte er sich mit Grozer das Zimmer, nun seit mehreren Jahren mit Kampa. „Das Schnarchen von Georg vermisse ich nicht“, sagt Fromm lachend. Mit Lukas Kampa würde es einfach „sehr gut funktionieren“. Beide haben den gleichen Rhythmus und die gleiche Vorstellung von Ordnung.

Auch Kampa genießt die Zimmergenossenschaft und freut sich, dass sie beide den Olympia-Traum nochmal zusammen erleben können. „Es ist hochverdient, dass er dabei ist. Wenige investieren so viel Leidenschaft, so viel Herz – vor allem, wenn sie dabei sind aber nicht spielen“, sagt der Kapitän und ergänzt: „Er war in den letzten Jahren nicht immer Stammspieler, aber er ist immer für die Mannschaft da und hat sich jetzt ins Team gekämpft – wenn es einer verdient hat, dann er.“

Foto: Flo Treiber
Foto: Flo Treiber

Fromm selbst sieht sich in der Mannschaft als „antreibende Kraft“. Er könne zwar kein Trainer sein, weil ihm das technische Auge fehle, aber „was das Energielevel und das Motivieren angeht, dass man das maximale an dem Tag rausholt, das kann ich gut“. Er versucht den Jungs vorzuleben, dass es sich lohnt, über all die Jahre viel zu investieren. „Und hier und da ein Lächeln auf die Gesichter zu zaubern klappt auch ganz gut“, sagt Fromm, der großes Potenzial in der Mannschaft sieht: „Das zeigen wir immer wieder, da können wir uns auch in den nächsten Jahren drauf freuen.“ Ob mit oder ohne Christian Fromm wird sich dann noch zeigen.

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