Neuer Bundestrainer der deutschen Frauen: Vital Heynen ist zurück beim DVV
Vital Heynen übernimmt die deutsche Frauen-Nationalmannschaft. Foto: FIVB Es ist offiziell: Vital Heynen ist zurück beim Deutschen Volleyball-Verband. Der Belgier wird neuer Bundestrainer der deutschen Frauen-Nationalmannschaft. Damit tritt er die Nachfolge von Felix Koslowski an, der in den vergangenen sechs Jahren an der Seitenlinie stand. Nachdem Heynen bereits 2012 bis 2016 Trainer der deutschen Männer war, wagt er nun den Wechsel in den Frauen-Volleyball.„Ich habe drei Töchter, etwa im Alter meiner zukünftigen Nationalspielerinnen und ich habe vor vielen Jahren die belgischen Frauen im Beach-Volleyball trainiert. Das sind aber schon alle Erfahrungen, die ich vorweisen kann“, sagt Vital Heynen lachend und ergänzt: „Volleyball bleibt Volleyball, egal ob Männer oder Frauen. Meiner Meinung nach unterscheidet sich das nur in geringem Maße. Ich habe es in der Vergangenheit geschafft, aus vielen Spielern im männlichen Bereich Mannschaften zu formen und aus Einzelpersonen eine Einheit zu bilden. Genau das möchte ich auch bei den Frauen erreichen. Die Kommunikation wird das A und O. Ich will alle mitnehmen und erreichen.“
Den Schritt als Trainer eines Frauen-Teams wagt Vital Heynen nun zum ersten Mal. Er unterschreibt einen Drei-Jahres-Vertrag beim Deutschen Volleyball-Verband. „Ich habe schon vor einigen Jahren gesagt, dass es mich reizen würde, auch einmal ein Damenteam zu trainieren und ich freue mich, dass ich diese Möglichkeit jetzt bekomme. Das bedeutet mir viel, genauso wie das Vertrauen des DVV und Christian Dünnes in meine Arbeit.“
Eine Einheit formen und den Stellenwert der Nationalmannschaft erhöhen
„Oberste Priorität hat für mich in diesem ersten Jahr, dass wir aus Spielerinnen und dem gesamten Staff eine Einheit formen“, so Vital Heynen. „Eine Mannschaft, die vor allem Freude daran hat zusammen auf dem Feld zu agieren. Wenn mir das gelingt, folgen die Ergebnisse automatisch. Mein Ziel ist es, dass am Ende des Jahres alle deutschen Spielerinnen in der Nationalmannschaft spielen wollen, dass es der Wunsch und erste Motivation ist Teil des Teams zu sein. Wenn mir das gelingt, bin ich zufrieden.“
Über seine Vorbereitung im letzten halben Jahr sagt er: „Ich habe in den vergangenen Monaten sehr viele Frauenspiele gesehen und ich freue mich jetzt, wenn ich alle Spielerinnen persönlich kennenlernen kann und wir uns als Team finden. Das wird ein spannendes Jahr und ich bin bereit für diese Herausforderung.“
„Wir wollen den größtmöglichen Impuls setzen“
Nach dem Rücktritt von Felix Koslowski, waren sich Team und Sportdirektor einig, dass es einen neuen Impuls für die Mannschaft braucht. Vor allem im Hinblick auf das große Saisonhighlight, die Weltmeisterschaft 2022, sowie die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024.
Volleyball-Sportdirektor Christian Dünnes über die Entscheidung: „Wir wollten einen neuen Impuls setzen und Vital Heynen ist der größtmögliche Impuls. Er wird einen anderen Blick auf das Spiel und die Mannschaft mitbringen und ist dabei ein sehr erfahrener und erfolgreicher Volleyball-Trainer. Er wagt jetzt den Sprung in derselben Sportart, aber zum anderen Geschlecht, was sicher nicht einfach ist. Dieser Herausforderung ist er sich und sind wir uns als DVV bewusst. Er hat in den letzten 10 Jahren gezeigt, dass er neue Aufgaben sehr gut bewältigen kann und er mit unterschiedlichsten Teams Erfolge erzielen konnte. Er hat, neben Titeln im Verein, herausragende Leistungen auf Nationalmannschaftsebene erreicht, etwa den Weltmeistertitel mit Polen, die einzige WM-Medaille mit Deutschland der letzten Jahrzehnte oder den Einzug ins EM-Halbfinale mit Belgien.“
Christian Dünnes ist sich sicher: „Wir erwarten uns von ihm, dass er sowohl Spielerinnen individuell weiterentwickeln kann, als auch die Mannschaft als Ganzes. Wichtig wird sein, dass das Team die Veränderungen annimmt. Veränderungen kosten immer Kraft, aber wir haben ein Team von Spielerinnen, denen ich absolut zutraue, diese Kraft aufzubringen und sich dadurch bestmöglich zu entwickeln.“
„Eine große Chance für unser Team und den deutschen Frauenvolleyball“
Kapitänin Jennifer Janiska geht mit einem positiven Gefühl in die neue Saison: „Ich freue mich sehr, dass die Entscheidung über den neuen Bundestrainer gefallen ist. Grundsätzlich habe ich Männervolleyball nie viel verfolgt. Vital hat aber natürlich in der Vergangenheit mit seinen Erfolgen definitiv für Aufsehen gesorgt. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit ihm und bin gespannt, wie er seine Volleyballphilosophie auf den Frauenvolleyball überträgt. Im Vordergrund stehen nun zeitnahe Gespräche und das Kennenlernen des gesamten Teams.“
Auch Diagonalangreiferin Louisa Lippmann freut sich auf das neue Gesicht: „Ich sehe es sehr positiv und als große Chance, dass der Verband Vital Heynen als Bundestrainer für die Frauen-Nationalmannschaft verpflichten konnte und wir künftig die Chance haben mit einem so ambitionierten Trainer zu arbeiten, trotz der Tatsache, dass Vital Heynen bisher hauptsächlich mit Männern trainiert hat. Die internationale Erfahrung und die Arbeit mit den ganz großen Namen des Weltvolleyballs zeichnen ihn aus und er weiß, wie er an neue Aufgaben herangehen muss. Ich glaube, dass er einige Dinge anders machen wird, als wir es bisher kennen. Aus der Zeit, als er Trainer der Männer-Nationalmannschaft war, habe ich vernommen, dass er es schafft Spielerpersönlichkeiten zu entwickeln und dafür auch andere Wege geht, was sich für mich sehr spannend anhört und uns als Team sicher weiterhelfen kann. Ich denke, dass die Kommunikation eine sehr wichtige Rolle spielen wird und dass das gesamte Team mitgenommen wird und mitzieht.“
Louisa Lippmann erinnert sich an ihre erste Begegnung mit Vital bei den European Games in Baku 2015: „Dort habe ich ihn das erste Mal getroffen, damals noch Bundestrainer unserer Männer. Er erzählte, dass er mit Giovanni Guidetti (zu diesem Zeitpunkt Bundestrainer Frauen) den Plan geschmiedet habe, für ein Trainingslager im Sommer die Nationalteams zu tauschen“, erzählt sie schmunzelnd. „Ich freue mich, dass er seinerseits jetzt zu diesem Plan zurückkommt. Ich sehe seine Verpflichtung als große Chance für unser Team und glaube, dass eine große Entwicklung stattfinden wird. Ich freue mich, dass der DVV und Vital Heynen diesen Schritt gehen und bin gespannt auf die Prozesse, die Vital anstoßen wird.“
Saisonhighlight Weltmeisterschaft
Nach Platz 11 bei der Europameisterschaft 2021 und Platz 11 der Weltrangliste, gehört das deutsche Team zu den Top 24 Teams, die bei der Weltmeisterschaft in den Niederlanden & Polen 2022 (23.09.-15.10.2022) an den Start gehen. Deutschland ist damit zum 14. Mal hintereinander bei der Endrunde dabei. Bei der letzten WM 2018 stand am Ende ein 11. Platz. Das beste Ergebnis eines deutschen Frauen-Teams gelang 1974 und 1986 der DDR-Auswahl jeweils mit dem 4. Platz. 1994 konnte die wiedervereinigte deutsche Mannschaft einen viel beachteten 5. Platz in Brasilien erspielen.
Vital Heynen – Trainerlegende
2012 bis 2016 war Heynen Bundestrainer der deutschen Männer-Nationalmannschaft, führte das Team zu den Olympischen Spielen in London, gewann mit ihr 2014 WM-Bronze. Mit dem VfB Friedrichshafen holte er zwischen 2016 und 2019 dreimal den DVV-Pokal und den Supercup. Zuletzt stand der Belgier als Nationalcoach Polens mit deren Männern im olympischen Viertelfinale, gewann neben dem WM-Titel 2018 im September 2021 EM-Bronze. Sein Engagement beim polnischen Verband beendete er anschließend und freut sich nun auf eine neue Herausforderung.
Mit dem erneuten Engagement beim DVV schreibt der 52-Jährige Geschichte. Noch kein Trainer hat sowohl die deutschen Männer als auch die Frauen trainiert. Bekanntester Trainer einer sowohl Frauen- als auch Männer-Nationalmannschaft ist der Brasilianer Bernardo Rezende, der sowohl die brasilianischen Männer als auch Frauen trainiert hat.